Prof. Dr. Jan Viebig CIO ODDO BHF SE
Noch sind die Beratungen für die Staatshaushalte 2025 in den großen EU-Mitgliedsstaaten im Gange. Doch eine Tendenz lässt sich schon ablesen: Angesichts der allgemeinen Wachstumsschwäche der großen EU-Länder wächst der Druck auf die Finanzminister. „Es ist dringend erforderlich, die Schuldendynamik zu stabilisieren und die dringend benötigten Haushaltspuffer wieder aufzubauen“, sagte Pierre-Olivier Gourinchas, Volkswirt beim Internationalen Währungsfonds, beim Herbstmeeting des Fonds diese Woche in Washington. Doch die Versuchung ist auch für die europäischen Regierungen groß, den Weg des geringsten politischen Widerstands zu gehen und den Wählern keine zusätzlichen finanziellen Opfer aufzubürden.
Dabei ist die Steuerlast in den großen EU-Ländern im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den vergangenen Jahren gestiegen. In Deutschland machten im Jahr 2000 Steuern laut OECD 36,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Bis zum Jahr 2022 wuchs die Steuerlast auf 39,3 Prozent und damit um fast 3 Prozentpunkte, wie Abbildung 1 zeigt. In Frankreich stellt sich die Situation noch drückender dar. Dort lag die Steuerlast 2022 im Verhältnis zum BIP bei 46,1 Prozent, dem höchsten Wert aller OECD-Länder.
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