Make America Trump again

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Blick auf die Finanzmärkte 12.11.2024

Make America Trump again

ODDO BHF4 Minuten

 

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Laurent Denize – Global Co-CIO ODDO BHF

 

Bei den Wahlen in den USA deutet alles auf einen klaren Sieg der Republikaner hin (Präsidentschaft, Senat und Repräsentantenhaus in republikanischer Hand). Sollten die Republikaner auch das Repräsentantenhaus gewinnen (was noch unklar ist), hätte die Regierung den größtmöglichen Spielraum, um höhere Zölle und niedrigere Unternehmenssteuern einzuführen. Werfen wir einen Blick auf die möglichen Auswirkungen auf die verschiedenen Anlageklassen und unsere Positionierung.. 

 

SZENARIO: DONALD IS BACK

Präsidentschaft: Trump gewinnt die US-Wahl und sichert sich eine zweite Amtszeit.

Senat: Die Republikaner haben nach Siegen von Trump-Verbündeten die Kontrolle über den US-Senat erlangt und damit entsprechend starken Einfluss in zentralen Steuer- und Ausgabenfragen. Sie haben auch das letzte Wort bei der Besetzung von Posten in der Exekutive und Judikative durch den nächsten Präsidenten.

Repräsentantenhaus: Noch ist offen, wer die Mehrheit im Repräsentantenhaus haben wird. Umfragen deuten auf einen knappen Sieg der Republikaner hin.

 

HAUPTFOLGEN EINES REPUBLIKANISCHEN WAHLSIEGS

• Fiskalpolitik und Steuern: Zu erwarten ist eine expansivere Fiskalpolitik, u.a. eine Verlängerung der Steuersenkungen aus dem „Tax Cuts and Jobs Act“ von 2017 und u. U. weitere Senkungen der Körperschaftsteuer (von 21% auf 15%) und der Einkommensteuer. Der effektive Steuersatz liegt jedoch schon bei 17%, was die Auswirkungen insbesondere im Vergleich zum letzten Schritt, als der effektive Steuersatz mit 22% deutlich höher lag, dämpft. Entscheidend wird hier sein, wer die Mehrheit im Repräsentantenhaus hat.

Handel und Zölle: Protektionistische Handelspolitiken dürften in den Fokus rücken. Donald Trump hat in Aussicht gestellt, Importe aus China bzw. aus dem Rest der Welt mit einem Zoll von 60% bzw. 10% zu belegen.

Außenpolitik: Zu rechnen ist mit größerer Unsicherheit in den internationalen Beziehungen, insbesondere in Bezug auf China, die Ukraine und den Nahen Osten.

Einwanderung: Donald Trump hat versprochen, in großem Umfang Abschiebungen durchzuführen und die Einwanderung in die Vereinigten Staaten zu begrenzen. Dies würde zu einem Arbeitskräfteschock führen

 

UNSERE EINSCHÄTZUNG 

Die jüngste Marktdynamik in den verschiedenen Anlageklassen (gleichzeitiger Anstieg von USAktienkursen, US-Dollar und –Zinsen während die anderen globalen Aktienmärkte hinterherhinkten) deutet darauf hin, dass die Anleger einen klaren Wahlsieg der Republikaner als sehr wahrscheinlich angesehen haben. Somit sind die meisten Auswirkungen bereits in vielen Vermögenswerten eingepreist. Sicherlich wird es in den nächsten Stunden zu einigen Kursanpassungen kommen. Doch im aktuellen Szenario sind in den kommenden Tagen keine großen positiven/negativen Überraschungen zu erwarten. Über die langfristigen Auswirkungen auf die verschiedenen Anlageklassen kann nur spekuliert werden. Hierfür werden Zeitpunkt und Abfolge der politischen Veränderungen entscheidend sein.

 

UNSERE ASSET-ALLOCATION-STRATEGIE

• Vor der Marktöffnung haben wir unser Engagement in europäischen Aktien leicht reduziert. Unser Ziel ist es, unsere Positionierung in US-Small Caps zu erhöhen, da diese am stärksten von Trumps Steuersenkungen profitieren dürften. Zudem sind US-Small Caps eine der wenigen Anlageklassen, bei denen ein klarer Sieg der Republikaner noch nicht eingepreist ist.

• Die Aussichten von Risikowerten sehen wir weiter positiv, planen aber vorerst keinen Ausbau unseres Engagements, bis mehr Klarheit herrscht.

• Im Durations-Segment bieten sich in Europa attraktive Niveaus. Hier wollen wir die Duration erhöhen und uns für eine Kurvenversteilerung positionieren.

 

POTENTZIELLE AUSWIRKUNGEN AUF DEN US-DOLLAR

Trumps Plan, die Einwanderung zu begrenzen und Zölle auf ausländische Waren zu erheben, wird als inflationsfördernd angesehen. Somit müssten die Zinsen länger hoch bleiben, was den Dollar stützen würde. Die Verwendung der Zolleinnahmen zur Senkung der inländischen Steuern dürfte als fiskalischer Impuls wirken und ebenfalls den Dollar unterstützen. Langfristig erwarten wir eine Abwertung des USD aufgrund eines noch höheren Defizits und einer höheren Schuldenquote (gemessen am BIP).

 

POTENTZIELLE AUSWIRKUNGEN AUF AKTIEN

Die Anleger gehen allgemein davon aus, dass ein klarer Sieg der Republikaner die Sonderstellung der USA stärkt, was US-Aktien begünstigen und Aktien aus Europa und den Schwellenländern belasten würde.

US-Aktien sind die großen Gewinner dieses Ergebnisses. Die Aussicht auf niedrigere Körperschaftssteuern und andere wachstumsfördernde Maßnahmen könnte ihnen Unterstützung geben und Small Caps und zyklischen Industriewerten wahrscheinlich zu einer Outperformance verhelfen. Auch einige regulierungsintensive Branchen wie der Finanzsektor und Energie (ohne erneuerbare Energien) dürften überdurchschnittlich abschneiden. Zu rechnen ist auch mit einer Outperformance von Aktien, deren Umsatz und Lieferketten stark auf das Inland ausgerichtet sind. Versorger könnten hingegen unter dem teilweisen Wegfall von Finanzmitteln für saubere Energien leiden.

Europäische Aktien sind im Vergleich zu den USA die relativen Verlierer dieser Wahl, auch wenn vieles bereits eingepreist ist und ein schwächerer Euro exportorientierten Unternehmen und Sektoren zugute kommen dürfte. Mit Blick auf die Risiken für europäische Aktien sind eine höhere Aktienrisikoprämie und schwächere Gewinne je Aktie denkbar. Höhere Risikoprämien würden die Outperformance defensiver europäischer Aktien unterstützen, insbesondere in Sektoren wie Versorger, Basiskonsumgüter und Immobilien, die weniger abhängig von US-Umsätzen sind. Generell würden stark US-orientierte Sektoren durch mögliche Zollerhöhungen unter Druck geraten (Bau- und Investitionsgüter im zyklischen Bereich, Gesundheit bei den defensiven Werten). Zusätzlich belastend könnte eine geringere Wettbewerbsfähigkeit gegenüber US-Unternehmen aufgrund niedrigerer US-Unternehmenssteuersätze sein. Abwärtsrisiken sehen wir auch bei europäischen Technologieunternehmen, die auf China ausgerichtet sind, da Trump eine aggressive China-Agenda verfolgt. Aufwärtspotenzial besteht hingegen bei europäischen Rüstungswerten, da die europäischen Verteidigungsausgaben möglicherweise schneller steigen. Finanzwerte dürften wahrscheinlich von einem Sieg der Republikaner durch eine möglicherweise deutliche Deregulierung profitieren. Aus Sektor- und regionaler Sicht bestehen die größten Risiken für Deutschland und Italien sowie in den Sektoren Investitionsgüter, Automobil, Getränke, Technologie und Chemie. Erhöhte Risiken bestehen auch im zyklischen Konsumbereich aufgrund der stärkeren Abhängigkeit von Auslandsumsätzen und des höheren Importanteils.

Für Aktien aus Schwellenländern wäre ein klarer Sieg der Republikaner keine gute Nachricht. Potenziell höhere Zölle und wachsende Handelsspannungen lassen kaum Gewinner unter den Anlagewerten aus den Schwellenländern erwarten. Entscheidend wird am Ende sein, ob die Zölle alle Handelspartner treffen oder sich auf China konzentrieren. Besonders betroffen von höheren Zöllen wären wohl Aktien aus Nordasien (Taiwan und Korea), China, Mexiko und, in geringerem Maße, Brasilien. Abgefedert werden könnte dies durch positive Effekte durch Konjunkturmaßnahmen Chinas und schwächere Schwellenländerwährungen, die Exporte begünstigen.

 

POTENZIELLE AUSWIRKUNGEN AUF UNTERNEHMENSANLEIHEN

• Niedrigere Unternehmenssteuern und weniger Regulierung führen zu einer leichten Einengung der Spreads sowohl bei US-Investment Grade- als auch bei Hochzinsanleihen. Für europäische Unternehmensanleihen erwarten wir nur geringe Auswirkungen.

 

POTENZIELLE AUSWIRKUNGEN AUF ROHSTOFFE

• Die Einführung von Zöllen könnte die globale Rohstoffnachfrage dämpfen, aber den Goldpreis stützen.

 

ERWARTETE KURZ- UND MITTELFRISTIGE AUSWIRKUNGEN AUF DIE ANLAGEKLASSEN

 

 

 

Wichtige Hinweise

Dieses Dokument wurde von der ODDO BHF SE nur zu Informationszwecken erstellt. Darin enthaltene Äußerungen basieren auf den Markteinschätzungen und Meinungen der Autoren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Diese können sich abhängig von den jeweiligen Marktbedingungen ändern. Weder dieses Dokument noch eine in Verbindung damit gemachte Aussage stellt ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Erwerb oder zur Veräußerung von Finanzinstrumenten dar. Etwaig dargestellte Einzelwerte dienen nur der Illustration. Einzelne Aussagen sind weder dazu geeignet noch dazu bestimmt, eine individuelle anleger- und anlagegerechte Beratung durch hierfür qualifizierte Personen zu ersetzen. Bevor in eine Anlageklasse investiert wird, wird dringend empfohlen, sich eingehend über die Risiken zu erkundigen, denen diese Anlageklassen ausgesetzt sind, insbesondere über das Risiko von Kapitalverlusten.

 

 

ODDO BHF

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