Comeback für deutsche Aktien – von Investitionspaketen profitieren
Interview mit
Christoph Ohme
Die sich bildende neue Regierung nimmt Milliardensummen für Infrastruktur und Verteidigung in die Hand. Wird das auch deutschen Aktien nützen?
Deutschland war nach der Corona-Krise das Schlusslicht beim Wirtschaftswachstum in Europa. Mit den beiden Investitionspaketen besteht nun endlich die Chance, strukturelle Wachstumshindernisse anzugehen und das große Potenzial unserer innovativen Unternehmen freizusetzen. Das Infrastrukturpaket übertrifft mit einem Volumen von 500 Mrd. Euro sogar den Infrastrukturfonds zur Finanzierung der deutschen Einheit. Damit bietet sich für Investoren die einmalige Chance, vom Neustart der deutschen Wirtschaft zu profitieren. Auch wenn diese Investitionen sich nicht sofort auswirken werden, gehen mittel- bis langfristige Prognosen davon aus, dass sie das BIP-Wachstum ab 2026 je nach Umsetzung um 0,5 % bis 1,4 % steigern können. Auch die Unternehmensgewinne können dann wachsen. Hier erwarten Analysten zweistellige Zuwächse für den DAX (+ 10%), den MDAX (+ 35,3%) und den SDAX (+ 49,5%). Für langfristig orientierte Investoren bieten sich hier interessante Renditechancen. Und auch ausländische Investoren haben Deutschland und Europa wiederentdeckt – seit Jahresanfang gab es starke Mittelzuflüsse in Erwartung dieser politischen Entscheidungen.
Wie sieht es denn bei den Bewertungen aus?
Die von US-Präsident Trump angedrohten Strafzölle führten weltweit zu einem starken Abverkauf an allen wichtigen Aktienmärkten. Auch der deutsche Aktienmarkt war davon betroffen. Aufgrund der wechselhaften Nachrichtenlage rechnen wir in den nächsten Tagen und Wochen mit einer erhöhten Volatilität. Allerdings ist der deutsche Aktienmarkt auch nach dem weltweiten Ausverkauf günstiger bewertet als der US-Markt. So weist der DAX mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von ca. 13,6x (aktuelle Gewinnschätzungen 2025) immer noch einen deutlichen Abschlag gegenüber dem S&P 500 in den USA (19,2x) auf. Die nun tieferen Bewertungen eröffnen wieder attraktive Chancen, sobald sich die hochvolatile Phase beruhigt hat. Dabei sind natürlich die Auswirkungen der endgültigen Zölle auf die Gewinne zu berücksichtigen. Derzeit bietet der Markt keine ausreichenden Abschläge für den Fall einer Rezession. In einem solchen Fall wäre es notwendig, das Beta des Portfolios anzupassen, um die Auswirkungen eines möglichen Bewertungsrückgangs in bestimmten Segmenten zu begrenzen.
Welchen Einfluss werden die Zölle denn auf die deutschen Unternehmen haben?
Als stark exportorientierte Volkswirtschaft wird sich Deutschland den negativen Auswirkungen der US-Zollpolitik auf den Welthandel nicht entziehen können. Die Kosten der Zölle könnten das Wachstum im Jahr 2026 um 0,9 % reduzieren und die positiven Effekte der Investitionspakete teilweise abschwächen. Besonders die exportstarken Unternehmen z.B. der Automobilbranche werden durch die Zollerhöhungen herausgefordert. Es wird zu beobachten sein, wie Unternehmen mit ihrer Produktionsstruktur darauf reagieren. Es ist auch zu hoffen, dass Verhandlungen zwischen den Handelspartnern zu einem Abbau bestimmter Zölle führen. Ein Fokus sollte auf Unternehmen mit hoher Preissetzungsmacht gelegt werden. Sie könnten erhöhte Zölle zumindest teilweise in ihren Produktpreisen weitergeben. Das Stimulus- Paket Deutschlands sollte dabei einen deutlich stabilisierenden Effekt auf die Gewinnsituation der deutschen Wirtschaft haben, insbesondere im Bereich Rüstung und Infrastruktur. Es ist in dieser komplexen Weltlage nun deshalb gerade von besonderer Wichtigkeit. Für die Zukunft rechnen wir mit anhaltenden Kapitalzuflüssen nach Europa und Deutschland. Die zunehmende globale Unsicherheit, die steigende Inflation und die Abkühlung der US-Wirtschaft könnten zu einer weiteren Kapitalrotation aus den USA in die europäischen Märkte führen.
Gibt es Sektoren und Segmente des deutschen Aktienmarkts, die jetzt besonders im Fokus von Investoren stehen?
Natürlich sind Rüstungsaktien gefragt, wenn die Verteidigungsausgaben steigen. Der Sektor weist immer noch eine deutliche Prämie zum Gesamtmarkt auf. Selektiv ergeben sich allerdings bei dieser hohen Volatilität wieder Chancen. Langfristig wird eine kontinuierliche Erhöhung der Verteidigungsbudgets in Europa den Sektor unterstützen. Denn schließlich hat Europa seit dem Ende des Kalten Krieges fast 2 Billionen USD zu wenig in den Verteidigungssektor investiert. Würden die Ausgaben auf 3 % des europäischen BIP angehoben, bedeutete dies einen Anstieg um 50 % zwischen 2024 und 2030, d. h. um insgesamt rund 700 Mrd. USD bzw. bis zu 1,4 Billionen USD, wenn das Ziel auf 4 % angehoben würde. Diese strategische Aufrüstung dürfte sich mit der Hälfte des Budgets auf die Ausrüstung konzentrieren, weniger auf das Personal. Dies bedeutet eine starke Beschleunigung der Investitionen. Ein wichtiger Punkt ist die Finanzierungsmethode: Die Regierungen finanzieren die Projekte vor, so dass die Unternehmen des Sektors von Anfang an positive Cashflows verzeichnen können, auch wenn sich die Investitionen über mehrere Jahre verteilen. Dies verbessert die Vorhersehbarkeit der Erträge erheblich und rechtfertigt unserer Ansicht nach eine Neubewertung des Sektors mit Multiplikatoren in einer Größenordnung des 20-Fachen der Gewinne über einen rollierenden Zeitraum von 12 Monaten. Das ist vergleichbar mit anderen Sektoren, die von stabilen und vorhersehbaren Cashflows profitieren.
Das 500-Milliarden-Infrastrukturpaket könnte der Bauwirtschaft in den nächsten Jahren starke Wachstumsimpulse geben. Dazu gehören neben Baukonzernen, insbesondere den im Tiefbau tätigen, auch die Hersteller von Baustoffen und bauchemischen Produkten. Auch Industriekonzerne, die z.B. für den Stromnetzausbau notwendige Anlagen wie Transformatoren oder IT für die Infrastruktur herstellen, gehören zu den Profiteuren. Außerdem sollte die Digitalisierung in Deutschland weiter vorangetrieben werden. Besonders interessant könnten Investments in Nebenwerte aus dem MDAX sein. Denn im Gegensatz zu den eher exportorientierten DAX-Werten sind diese Unternehmen stärker von Inlandsaufträgen abhängig. In unserem Fonds, dem ODDO BHF German Equities, investieren wir daher neben den bekannten DAX-Werten immer auch in gezielt ausgewählte Small und Mid Caps. Wichtig ist, dass nun in den nächsten Monaten eine Beruhigung im Handelsstreit eintritt und die genauen Teilbereiche der Investitionen in Deutschland spezifiziert werden und dann auch schnell und effizient entsprechende Pakete in diese Bereiche fließen. Gleichzeitig sollten auch die Verwaltung in Deutschland reformiert und unnötige bürokratische Hürden abgebaut werden. Nur so können die großen Investitionssummen auch zielgerichtet eingesetzt werden.
Der ODDO BHF German Equities ist inzwischen mehr als 50 Jahre alt. Was zeichnet den Fonds aus, der zu den wenigen deutschen Aktienfonds gehört, die über ein halbes Jahrhundert auf dem Markt sind?
Der Fonds hat sich in dieser Zeit in unterschiedlichen Märkten bewährt – von den Ölkrisen der 70er Jahre über den Aktienboom der 90er bis hin zu den Finanzmarkt-Turbulenzen ab 2008. In all diesen Jahren haben die verantwortlichen Fondsmanager die aus ihrer Sicht besten deutschen Aktien ausgewählt. Dafür haben sie die Kennzahlen genau analysiert, die Top-Manager getroffen und mit ihnen die Geschäftsstrategien, die Produktpalette und die Unternehmensorganisation intensiv diskutiert. Letztendlich wurden immer attraktive Unternehmen gefunden, die langfristige Ertragsperspektiven eröffnen. Dabei musste das Fondsmanagement das Portfolio immer wieder an neue Trends anpassen und dazulernen – vom PC über das Internet bis hin zu KI. Bei der Investition in Aktien zahlt sich die für uns charakteristische langfristige Ausrichtung aus. Kurzfristige Rücksetzer können durch langfristige Wachstumsphasen ausgeglichen werden. Mit der Länge des Investmenthorizonts sinkt das Verlustrisiko am Aktienmarkt erheblich. Wer seit 1969 sein Kapital in einen breit diversifizierten Aktienindex wie den MSCI World angelegt hat, hat in keiner Periode über 15 Jahren jemals einen nominalen Verlust erlitten. Langfristig orientierte Anleger können von Trends wie der Digitalisierung, der Künstlichen Intelligenz, der innovativen Medizin und der Medizintechnik profitieren, die unserer Meinung nach für die weitere Zukunft bedeutsam sein werden. Langfristiges Sparen lohnt sich. Anleger die bei Auflage – also im Mai 1974 – mit einer ersten Einzahlung von 100 Euro einen monatlichen Sparplan auf den ODDO BHF German Equities begonnen haben, können sich heute laut unseren Berechnungen bei Einzahlung von insgesamt 60.400 Euro über ein Altersvorsorgepolster von etwa 475.000 Euro freuen.*
Und wie ist die aktuelle Ausrichtung des Fonds?
Wir möchten ein Portfolio anbieten, das sich auf die Unternehmen konzentriert, von denen wir langfristig überzeugt sind. Diese Positionen werden wir eng begleiten. Unser Ziel ist es, jedes Unternehmen, in das wir investieren, so oft wie möglich, idealerweise einmal pro Quartal zu treffen. Die Strategie des Fonds basiert auf einem fundamentalen Stockpicking-Ansatz, wobei der Schwerpunkt auf qualitativ hochwertigen Unternehmen mit attraktiven Bewertungen liegt. Wir berücksichtigen auch nicht-finanzielle Kriterien wie Corporate Governance sowie soziale und ökologische Aspekte. Aktuell ist der Fonds zu 89 Prozent in große und mittelgroße Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über 5 Milliarden Euro investiert. Im Unterschied zu unserer Benchmark nutzen wir mit einem Anteil von 10 Prozent auch die Chancen von Small- und Mid-Caps. Diese sind zuletzt aufgrund der noch schwachen gesamtwirtschaftlichen Lage zurückgeblieben und eröffnen daher Aufholpotenzial gerade vor dem Hintergrund der geplanten Ausgabenprogramme. Davon werden auch Industrieunternehmen profitieren, die mit einem Anteil von über 22 Prozent gegenüber der Benchmark klar übergewichtet sind. Mit zunehmender Marktdynamik bietet Deutschland aus unserer Sicht interessante Chancen für langfristig orientierte Anleger.
* Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für künftige Erträge und unterliegt im Zeitverlauf Schwankungen.
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ODDO BHF Asset Management ist die Vermögensverwaltungssparte der ODDO BHF-Gruppe. Es handelt sich hierbei um die gemeinsame Marke von drei eigenständigen juristischen Einheiten: ODDO BHF Asset Management SAS (Frankreich), ODDO BHF Asset Management GmbH (Deutschland) und ODDO BHF Asset Management Lux (Luxembourg). Alle in diesem Dokument wiedergegebenen Einschätzungen und Meinungen dienen lediglich zur Veranschaulichung. Sie spiegeln die Einschätzungen und Meinungen des jeweiligen Autors zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wider und können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung verändern und ODDO BHF ASSET MANAGEMENT SAS übernimmt hierfür keine Haftung. Dem potenziellen Anleger wird vor einer Investition in Anteile dieses Fonds dringend empfohlen, sich über die verbundenen Risiken insbesondere das Kapitalverlustrisiko der Anlage ausführlich zu informieren.
ODDO BHF Asset Management SAS (Frankreich)
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